Visionäres Bahnhofsprojekt Stuttgart 21

Trotz der prognostizierten hohen Kostensteigerungen billigte der Aufsichtsrat der Deutschen Bahn AG die Umsetzung des Projekts „Stuttgart 21“, das den Bau des gigantischen Tiefbahnhofs Stuttgart und die geplante ICE-Strecke nach Ulm umfasst. Nach aktuellen Schätzungen werden die Kosten 4,1 Milliarden Euro betragen. Der Rücktritt des bisherigen Vorstandsvorsitzenden Stefan Gruber steht nicht im Zusammenhang mit dem Projekt. Er musste seinen Posten wegen einer Auseinandersetzung mit dem Aufsichtsrat der Bahn um Bonuszahlungen verlassen.

Der Bau des Großprojekts kann im Frühjahr 2010 beginnen, nachdem der Lenkungsausschuss, bestehend aus der Stadt Stuttgart, dem Flughafen und dem Bundesland Baden-Württemberg, zugestimmt haben. Erste Planungen wurden bereits Anfang der Neunziger Jahre aufgenommen. Mit einer Fertigstellung von Bahnhof und ICE-Strecke wird im Jahr 2020 gerechnet. Aufgrund der Kostensteigerungen war das aufwändige Bauprojekt immer wieder in die Kritik geraten und bleibt bis heute umstritten. Die Bahn sieht die Marke von 4,5 Milliarden Euro als äußerste Grenze an. Im ungünstigsten Fall müsse das Projekt laut Gruber abgespeckt werden. Die Risiken durch Mehrkosten, die nach dem 31. Dezember 2009 entstünden, würde die Deutsche Bahn AG allein tragen müssen.

Die eine Milliarde Erhöhung am finanziellen Gesamtaufwand, der seit der letzten Berechnung erforderlich geworden ist, werden von der Bahn mit 220 Millionen Euro aus einem Risikofonds gegenfinanziert. 780 Millionen Euro müssen Stadt, Land und Flughafen aufbringen. Die EU- und die Bundesmittel für den neuen Bahnhof wurden frühzeitig auf 1,2 Milliarden Euro begrenzt. Der Vorsitzende des Verkehrsausschusses, der Grünen-Politiker Winfried Hermann, fordert einen neuen Wirtschaftlichkeitsnachweis. Vor allem befürchtet er, dass das Stuttgarter Großprojekt die Realisierung anderer bedeutender Schienenprojekte beeinträchtigen könne. Weitere kritische Gutachten weisen darauf hin, dass im Eisenbahnbau Kostensteigerungen von 60 bis 100% an der Tagesordnung seien, wie der Bau der Hochgeschwindigkeitsstrecke Köln–Frankfurt gezeigt habe. Ministerpräsident Günther Oettinger wies diese Einwände als Desinformation zurück.


Kommentare are closed.